Unser Zuhause als ein Missionsfeld

Rachel Jankovic

Es gibt ein gutes altes Sprichwort, das vielleicht nur mein Grossvater benutzt hat: Distanz fördert die Faszination.

 

Das ist sicherlich wahr – denk nur einmal zurück an all die Dinge, die für dich früher weit entfernt waren und die dir jetzt nahe sind. Dein Führerschein. Ehe. Kinder. 

Dinge, die einmal so faszinierend waren, verlieren an Mystik und werden ganz normal, je näher sie kommen.

 

Das gleiche Prinzip gilt natürlich auch für Missionsfelder. Je näher man seinem Zuhause kommt, desto weniger faszinierend erscheint die aufopferungsvolle Arbeit. Wie jemand einmal sagte: „Jeder will die Welt retten, aber keiner will Mama beim Abwasch helfen.“

 

Wenn du eine Mutter bist, die mit ihren Kindern zuhause ist, schreit die Gemeinde nicht nach monatlichen Berichten über den Dienst. Wenn du mit anderen Glaubensgeschwistern sprichst, gibt es keine ehrfürchtige Bewunderung für das, was du für das Evangelium opferst. Die Leute bedrängen dich nicht mit der Frage, was du brauchst und wie sie für dich beten können. Es fühlt sich nicht faszinierend oder glanzvoll an. Deine Arbeit ist normal, denn sie ist so nah an deinem Zuhause, wie nur möglich. Eigentlich ist es sogar so, dass du das Zuhause geworden bist.

Zuhause: Die Quelle der Mission

Wenn du eine Christin bist, die den Herrn liebt, ist dir das Evangelium wichtig. Es ist leicht, sich durch den Gedanken entmutigen zu lassen, dass die Arbeit, die man tut, nicht wirklich von Bedeutung ist. Wenn du wirklich etwas für Christus tun würdest, wärst du irgendwo da draussen und würdest es tun. Selbst wenn du dir deiner Rolle im Reich Gottes sehr bewusst bist, kann es leicht passieren, dass du sie zwischen falsch sortierten Socken, morgendlicher Übelkeit und schmutzigem Geschirr aus dem Blick verlierst. Es ist leicht, Faszination mit Wert zu verwechseln und sich selbst als den am unbedeutendsten Teil der Gemeinde zu betrachten.

 

Es gibt viele Aspekte, in denen sich Mütter mit ihrer eigenen Rolle auseinandersetzen müssen, damit sie diese nicht mehr als langweilig und belanglos ansehen, sondern als ein Zuhause, die Quelle der Missionsarbeit.

 

Der Kern des Evangeliums ist die Aufopferung und es gibt wohl kaum einen Beruf auf der Welt, der so aufopferungsvoll ist wie der einer Mutter. Das Muttersein ist eine wundervolle Gelegenheit, das Evangelium zu leben. Jim Elliot hat einmal gesagt: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Als Mutter hast du die Möglichkeit, die Dinge, die du nicht behalten kannst, für die Menschen hinzugeben, die du nicht verlieren kannst. 

Es sind ewige Seelen, es sind deine Kinder, es ist dein Missionsfeld.

Der Glaube macht das geringe Opfer groß

Wenn es dir so geht wie mir, dann denkst du vielleicht: „Was habe ich eigentlich für sie aufgegeben? Einen Bürojob? Zeit im Fitnessstudio? Etwas mehr Geld zum Ausgeben? Meine Figur als 20-Jährige? Etwas Schlaf?“ Das scheint nicht viel zu sein, wenn man es mit der Arbeit einiger grosser Missionare vergleicht – Menschen, die ihr Leben für das Evangelium gelassen haben.

 

Denke an die Speisung der Fünftausend, als die Jünger loszogen und das vorhandene Essen einsammelten. Es war nicht viel. Ein paar Brote. Ein paar Fische. Stell dir vor, eine Frau würde ihren Fisch hervorholen und ihn einem der Jünger überreichen. Das hätte sich bestimmt wie eine geringe Opfergabe angefühlt. Aber das Entscheidende an diesen Broten und Fischen war nicht, wie gross sie waren, als sie abgegeben wurden; vielmehr ging es darum, in wessen Hände sie gegeben wurden. In den Händen des Herrn war dieses Opfer völlig ausreichend. Es war mehr als genug. Es gab noch Reste. Im Glauben gegeben, wird jede noch so kleine Opfergabe gross.

 

Schau dir deine Kinder mit der Brille des Glaubens an und sieh, wie vielen Menschen durch deinen Dienst an ihnen gedient wird. Wie viele Menschen werden deine Kinder in ihrem Leben kennen? Wie viele Enkelkinder sind wohl in den Gesichtern an deinem Tisch repräsentiert?

Gewinne, was du in ihnen nicht verlieren kannst

Wenn Mütter also strategisch gesehen einen so grossen Einfluss auf Mission haben, warum sehen wir dann so wenig davon? Ich denke, die Antwort darauf ist recht einfach: Sünde. 

 

Unzufriedenheit, Engstirnigkeit, Selbstsucht, Verbitterung. Christen denken häufig, es wäre das Richtige, sich für das zu schämen, was man hat. Wir hören dieses Zitat von Jim Elliot und denken, dass wir unsere Häuser verkaufen und an einen Ort ziehen sollten, wo das Evangelium gebraucht wird.

 

Aber ich möchte dich herausfordern, es aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das hinzugeben, was man nicht behalten kann, bedeutet nicht, sein Zuhause oder seinen Job aufzugeben, damit man woanders dienen kann. Es bedeutet, sich selbst hinzugeben. Gib dich selbst hin. Opfere dich genau hier und jetzt.

 

Putze heute schon zum fünfzigsten Mal fröhlich die kleine Nase. Koche wieder das Abendessen für die Menschen, die die grünen Bohnen nicht mögen. Lächle, wenn deine Pläne durch ein erbrechendes Kind durchkreuzt werden. Gib dich hin für die Menschen, die hier bei dir sind. Die Menschen, die dich nerven, die Menschen, die dir im Weg stehen, die Menschen, die so viel von deiner Zeit in Anspruch nehmen, dass du keine Zeit mehr zum Lesen hast.

 

Freue dich an ihnen. Bringe Opfer für sie. Gewinne in ihnen das, was du nicht verlieren kannst.

Mit kleinen Opfergaben viele satt machen

Es ist leicht zu glauben, man habe ein Herz für die Waisenkinder am anderen Ende der Welt. Aber wenn man seine Zeit zu Hause damit verbringt, sich darüber zu ärgern, dass seine Kinder eine Zumutung für einen sind, dann hat man dieses Herz nicht.

 

Du wirst woanders niemals etwas bewirken, wenn du nicht hier, wo du bist, deinen Frieden findest. Du kannst kein Herz für die Mission haben, wenn du keins für die Menschen um dich herum hast. Eine echte Liebe zum Evangelium strömt über und überwindet. Sie wird in allem sein, was du tust, egal wie öde, wie einfach oder wie eintönig es ist.

 

Gott liebt kleine Opfergaben. Im Glauben gegeben, wird dieser Teller mit Marmeladenbrot Tausende ernähren. Im Glauben gegeben, werden diese Geschenke an Weihnachten mehr Kinder glücklich machen, als du zählen kannst. In Dankbarkeit verrichtet, ist deine Arbeit zu Hause erst der Anfang. Dein Wäscheberg, den du täglich aufopferungsvoll abarbeitest, wird in den Händen Gottes dazu benutzt werden, viele zu kleiden. Denke nicht, dass deine Arbeit unbedeutend ist. In Gottes Händen wird daraus immer mehr. Es wird geteilt und geteilt, bis alle, die es brauchen, davon gegessen haben und satt sind – und selbst dann wird es noch Reste geben.

Rachel Jankovic: Motherhood as a Mission Field 16. Juni 2011. Übersetzt von Monika Peters mit freundlicher Genehmigung von Desiring God.