“Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung”
Von allen Versen in Gottes Buch, glaube ich, ist dieser, den ich euch jetzt vorgelesen habe, einer der umfassendsten: Welch frohe Kunde bringt es den Gläubigen! Welch kostbare Vorrechte besitzen sie darin! Wie werden sie hier zur Quelle all dieser geführt, ich meine die Liebe, die immerwährende Liebe Gottes des Vaters! “Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.” Ohne euch auf den Kontext hinzuweisen, werde ich euch aus diesen Worten, erstens, die Quelle aufzeigen von der all diese Segnungen fliessen, an welchen die Erwählten Gottes teilhaben in Jesus Christus, “der uns von Gott gemacht worden ist….” Und zweitens, werde ich untersuchen was diese Segnungen sind, “Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.”
ERSTENS, möchte ich euch DIE QUELLE aufzeigen von der all diese Segnungen fliessen, an welchen die Erwählten Gottes teilhaben in Jesus, “der uns von Gott gemacht worden ist…” DER VATER, der ist es von dem hier die Rede ist. Nicht das Jesus Christus nicht auch Gott wäre; aber Gott der Vater ist die Quelle der Gottheit; und, wenn wir Jesus Christus als Mittler handelnd bedenken, ist Gott der Vater grösser als Er. Es war ein ewiger Vertrag zwischen dem Vater und dem Sohn: “Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten, habe meinem Knecht David geschworen” (Psalm 89,4). Nun David war ein Typus von Christus, mit dem der Vater einen Bund geschlossen hatte, dass wenn er gehorsam sei und leide, und sich selbst zu einem Opfer für die Sünde mache, soll “Nachkommen sehen und seine Tage verlängern; und das Vorhaben des HERRN wird in seiner Hand gelingen” (Jesaja 53,10).
Unser Herr bezieht sich auf dieses Abkommen in dem herrlichen Gebet, welches in Johannes 17 aufgezeichnet ist. Dort betet er für, oder vielmehr verlangt mit voller Zuversicht, alle die ihm vom Vater gegeben sind: “Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast.” (Johannes 17,24). Aus dem gleichen Grund bricht der Apostel aus in Gotteslob, selbst der Vater unseres Herrn Jesus Christus—denn er hat die Erwählten geliebt mit einer ewigen Liebe, oder wie unser Herr es ausdrückt, “vor Grundlegung der Welt” (Johannes 17,24b).
Und deswegen, um ihnen zu zeigen mit wem sie verbunden sind zu ihrem Heil, stellt unser Herr, in Matthäus 25, sich selbst dar, in dem er sagt, “Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt!” (Matthäus 25,34). Und so sagt er, in Antwort auf die Mutter der Söhne des Zebedäus, es “steht nicht mir zu, sondern es wird denen zuteil, denen es von meinem Vater bereitet ist.” (Matthäus 20,23). Der Apostel erinnert sie deshalb daran, wenn er hier von der Christen Vorrechte redet, auf dass sie nicht ihrem eigenen Wert Opfer bringen, oder denken ihr Heil sei ihrer eigenen Treue, oder der Verbesserung ihres eigenen freien Willens zu verdanken, auf die ewige Liebe Gottes des Vater zurück zu schauen, “der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.”
Ich wollte, dieser Punkt der Lehre würde mehr beachtet, und die Menschen wären lernbegieriger was den Bund der Erlösung zwischen dem Vater und dem Sohn angeht! Dann würden wir nicht so viel Streit gegen die Lehre der Erwählung haben, oder hören wie sie (selbst durch gute Menschen) als eine Lehre des Teufels verurteilt wird. Was mich anbelangt, sehen ich nicht wie wahre Demut des Geistes erreicht werden kann ohne eine Kenntnis davon. Obschon ich nicht sagen werde, dass jeder der die Erwählung bestreitet ein schlechter Mensch ist, werde ich doch mit jenem süssen Singer Herr Trail sagen, dass es ein sehr schlechtes Zeichen ist.
Ein solcher, wer auch immer er sei, glaube ich kann sich selbst nicht wirklich kennen. Denn wenn wir die Erwählung bestreiten, müssen wir, zum Teil zumindest, uns selbst rühmen; aber unsere Erlösung ist so angeordnet, dass kein Fleisch sich rühmen soll in der göttlichen Gegenwart. Daher ist es, dass der menschliche Stolz diese Lehre bekämpft, weil es gemäss dieser Lehre und keiner anderen heisst—“Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!” (1. Korinther 1,31).
Aber was soll ich sagen? Erwählung ist ein Geheimnis das mit solch strahlendem Glanz scheint, dass es, um die Worte von jemandem zu benutzen der tief aus der erwählenden Liebe getrunken hat, die schwachen Augen einiger geliebten Kinder Gottes blendet. Doch, obwohl sie es nicht wissen, fliessen alle Segnungen die sie empfangen, alle Vorrechte die sie geniessen oder geniessen werden durch Jesus Christus, von der ewigen Liebe Gottes des Vaters: “Aus ihm aber kommt es, dass ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung;”
ZWEITENS, komme ich darauf zu zeigen WAS DIESE SEGUNGEN SIND, welche hier, durch Christus, den Erwählten vermacht sind.
Christus ist ihnen zur WEISHEIT gemacht; aber worin besteht wahre Weisheit? Würde ich einige von euch fragen, würdet ihr vielleicht sage, sich der Lust des Fleisches hinzugeben, und seiner Seele zu sagen, "iss, trink und sei fröhlich". Das ist aber nur die Weisheit des Rohlings; sie haben ein so guter Geschmack und Vorliebe für sinnliche Vergnügen wie der grösste Feinschmecker auf Erden. Andere würden mir sagen wahre Weisheit besteht darin Haus um Haus zu häufen, und Feld um Feld, und Ländereien nach ihren Namen zu benennen. Aber das kann nicht wahre Weisheit sein, denn Reichtümer machen sich oft Flügel und fliegen davon wie ein Adler zum Himmel. Gerade die Weisheit selbst versichert uns, "das Leben eines Menschen hängt nicht von seinem Wohlstand ab".
Nichtigkeit, Nichtigkeit, Alles ist nichtig. Wenn Reichtümer nicht den Besitzer verlassen, müssen die Besitzer sie bald verlassen, denn reiche Menschen müssen auch sterben, und lassen ihre Reichtümer anderen zurück. Ihre Reichtümer können ihnen keine Erlösung verschaffen vor dem Grab, wohin wir alle schnell eilen. Aber vielleicht verachtest du Reichtümer und Vergnügen, und platzierst darum Weisheit im Wissen von Büchern. Aber es ist möglich, dass ihr die Zahl der Sterne nennen könnt, und sie alle beim Namen nennt, und doch nur Narren seid. Gelernte Menschen sind nicht immer Weise; ja, unsere so oft beklagte Allgemeinbildung, macht Menschen nur so oft vollendete Tore.
Um euch deswegen nicht länger auf die Folter zu spannen, und um euch zugleich zu demütigen, werde ich euch in eine heidnische Schule schicken, zu lernen was wahre Weisheit ist: “Erkenne dich selbst” war ein Sprichwort einer der weisen Männer von Griechenland. Das ist freilich wahre Weisheit, und das ist diese Weisheit von der im Text die Rede ist, und welche Jesus Christus allen auserwählten Sündern gemacht hat. Sie werden dazu gebracht sich selbst zu erkennen, um nicht höher von sich zu denken, als sich zu denken gebührt. Zuvor waren sie Finsternis; jetzt aber sind sie Licht in dem Herrn; und in diesem Licht sehen sie ihre eigene Finsternis. Nun beweinen sie sich selbst als von Natur gefallenen Geschöpfe, tot in Übertretungen und Sünden, Söhne und Erben der Hölle, und Kinder des Zornes. Nun sehen sie, dass all ihre Gerechtigkeit nicht mehr als befleckte Kleider sind; dass nichts heiles in ihren Seelen ist; dass sie arm und elend sind, blind, und entblösst; und dass “kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen” (Apostelgeschichte 4,12), ausser dem von Jesus Christus.
Sie sehen die Notwendigkeit einen Retter anzunehmen, und erblicken die Weisheit Gottes ihn zum Retter zu bestimmten; sie werden auch bereitwillig gemacht Rettung zu unseres Herrn Bedingungen anzunehmen, und ihn als ihr alles in allem zu empfangen. Somit ist ihnen Christus zur Weisheit geworden.
“Der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur GERECHTIGKEIT;” Christi gesamte persönliche Gerechtigkeit ist ihnen übertragen und zugerechnet. Durch den Glauben befähigt Christus zu ergreifen, tilgt Gott der Vater ihre Übertretungen aus wie mit einer dichten Wolke; ihrer Sünden und Ungerechtigkeiten gedenkt er nicht mehr (Hebräer 10,17); sie sind zur Gerechtigkeit Gottes gemacht in Jesus, der das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit ist für jeden der da glaubt (Römer 10,4). In gewissem Sinne sieht nun Gott keine Sünde in ihnen; der gesamte Bund der Werke ist in ihnen erfüllt; sie sind tatsächlich gerechtfertigt, freigesprochen, und in Gottes Augen als gerecht angesehen. Sie sind vollkommen angenommen in dem Geliebten; sie sind in ihm vollständig. Das flammende Schwert von Gottes Zorn, welches sich zuvor in alle Richtungen bewegte, ist nun beseitigt, und freier Zugang zum Baum des Lebens gewährt. Es ist ihnen jetzt ermöglicht die Arme des Glaubens auszustrecken, und zu pflücken und zu leben immerfort.
Daher ist es, dass der Apostel, unter einem Gefühl dieses seligen Privilegs, in diese triumphale Sprache ausbricht; Christus ist es, der rechtfertigt, wer will uns verurteilen? (Römer 8,34). Verurteilt die Sünde? Christi Gerechtigkeit befreit Gläubige von deren Schuld: Christus ist deren Retter und ist zur Sühne für ihre Sünden geworden: Wer will also gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Verurteilt das Gesetz? In dem ihnen Christi Gerechtigkeit zugerechnet wurde, sind sie dem Gesetz als ein Bund der Werke gestorben; Christus hat es für sie und an ihrer Stelle erfüllt. Bedroht sie der Tod? Sie brauchen sich nicht zu fürchten: Der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft der Sünde das Gesetz; aber Gott hat ihnen den Sieg gegeben, indem er ihnen die Gerechtigkeit des Herrn Jesus zugerechnet hat.
Und was für ein Privileg ist darin! Zu Recht können die Engel bei der Geburt Christi den einfachen Hirten sagen, “Siehe, ich verkündige euch große Freude”; euch die ihr an Christus glaubt, “ist der Retter geboren” (Lukas 2,11). Und zu Recht können sie jubeln über die Umkehr armer Sünder: Denn der Herr ist ihre Gerechtigkeit. Sie haben Friede mit Gott, durch den Glauben an Christi Blut, und sollen nie unter das Urteil kommen. O Gläubige! (denn diese Rede ist euch in einer besonderen Weise zugedacht) erhebt eure Hände; “Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch!” (Philipper 4,4). Christus ist euch von Gott gemacht, zur Gerechtigkeit, was sollt ihr dann fürchten: Ihr seid zur Gerechtigkeit Gottes gemacht in ihm; Er wird genannt, “Der HERR ist unsere Gerechtigkeit” (Jeremia 23,6). Wovon solltest du dich also fürchten? Was soll dich von nun an von der Liebe Christi scheiden? Drangsal, oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Gefahr, oder Schwert? Nein: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf, euch von der Liebe Gottes zu scheiden vermögen wird (Römer 8,39), die in Christus Jesus ist, unserem Herrn, “der uns von Gott gemacht worden ist…zur Gerechtigkeit”.
Das ist ein herrliches Privileg für die Kinder Gottes, aber das ist nur der Anfang des Glücks der Gläubigen; denn, beachte was folgt.
Christus ist ihnen nicht nur zur Gerechtigkeit gemacht, sondern auch zur HEILIGUNG. Mit Heiligung, meine ich nicht nur eine rein scheinheilige Teilnahme an äusseren Ordnungen (obwohl es kundige Christen als ihre Pflicht und ihr Privileg ansehen werden beständig an allen äusseren Ordnungen teilzunehmen). Ich meine mit Heiligung auch keine rein äusserliche Reformation, und ein paar flüchtige Überführungen, oder ein wenig gesetzliche Trauer; denn all dies mag ein nicht geheiligter Mensch haben. Sondern, mit Heiligung meine ich eine völlige Erneuerung des ganzen Menschen. Durch die Gerechtigkeit Christi, werden Gläubige rechtlich lebendig; Durch die Heiligung, werden sie geistlich lebendig. Durch das eine werden sie zur Herrlichkeit berechtigt; durch das andere werden sie für die Herrlichkeit billig gemacht. Sie werden also durchweg geheiligt in Geist, Seele und Körper.
Ihr Verstand, welcher zuvor verfinstert war, wird nun Licht im Herrn: und ihr Wille, zuvor gegensätzlich, wird nun eins mit dem Willen Gottes:
In ihren Herzen, herrscht nun nicht mehr die Sünde über sie; sie sind befreit von derer Macht, wenngleich nicht vom innewohnen und Dasein derselben. Sie sind heilig sowohl im Herzen als auch im Leben, im ganzen Wandel. Sie sind zu Teilhaber einer göttlichen Natur gemacht worden; und von Jesus Christus, erhalten sie Gnade um Gnade. Jede Gnade die in Christus ist wird kopiert und in ihre Seele übertragen: Sie werden in sein Ebenbild verwandelt; Er nimmt in ihnen Gestalt an; sie bleiben in Ihm, und Er in ihnen; sie werden durch den Geist geleitet, und bringen dessen Früchte hervor; sie wissen, Christus ist ihr Immanuel, Gott mit und in ihnen; sie sind lebendige Tempel des Heiligen Geistes. Und deshalb, weil sie dem Herrn eine heilige Wohnstätte sind, wohnt und wandelt die ganze Trinität in ihnen; selbst hier, sitzen sie zusammen mit Christus in himmlischen Regionen, und sind wesentlich mit ihm, ihrem Haupt, verbunden durch einen lebendigen Glauben. Ihr Erlöser, ihr Schöpfer, ist ihr Gemahl; sie sind Fleisch von seinem Fleisch, Gebein von seinem Gebein; sie reden, sie wandeln mit ihm, wie ein Mensch mit einem Freund redet und wandelt. Kurz, sie sind eins mit Christus, geradeso wie Jesus Christus und der Vater eins sind.
Somit ist Christus den Gläubigen zur HEILIGUNG gemacht. Und Oh was für ein Privileg das ist! Von Scheusalen zu Heiligen verändert zu werden, und von einer teuflischen, einer göttlichen Natur teilhaftig gemacht zu werden; vom Königreich des Satans in das Königreich von Gottes teurem Sohn versetzt zu werden! Den alten Menschen der verdorben ist abzulegen, und den neuen Menschen anzuziehen der nach Gott geschaffen ist, in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit. Oh was für ein unaussprechlicher Segen das ist! Ich bin nahezu verwundert, wenn ich darüber nachsinne.
Wohl mag der Apostel die Gläubigen aufrufen sich am Herrn zu erfreuen; sie haben wahrlich Grund sich allezeit zu erfreuen, ja, um sich auf einem Sterbebett zu erfreuen; denn das Königreich Gottes ist in ihnen; sie werden verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, vom Geist des Herrn selbst. Wohl mag das ein Geheimnis für den natürlichen sein, denn es ist selbst für den geistlichen Menschen ein Geheimnis—ein Geheimnis das er nicht ergründen kann. Blendet es nicht oft eure Augen, Oh ihr Kinder Gottes, wenn ihr auf euren eigenen Glanz schaut, wenn die Kerze des Herrn hervorleuchtet, und der Erlöser das Licht Seines seligen Angesichts über eure Seelen erhebt. Seid ihr nicht erstaunt, wenn ihr fühlt wie die Liebe Gottes über eure Herzen ausgegossen wird, durch den Heiligen Geist, und Gott das goldene Zepter seiner Gnade heraushält und euch anbietet um alles zu bitten was ihr wollt, und es soll euch gegeben werden (Johannes 15,17)? Übersteigt der Friede Gottes, welcher eure Herzen bewahrt und regiert, nicht die äussersten Grenzen eures Verstandes? Und ist die Freude die ihr verspürst nicht unaussprechlich? Ist sie nicht voller Herrlichkeit? Ich bin überzeugt es ist so; und in eurer geheimen Gemeinschaft, wenn des Herrn Liebe über eure Seelen hereinfliesst, werdet ihr gewissermaßen verschlungen, oder, um die Formulierung des Apostels zu benutzen, “erfüllt mit der ganzen Fülle Gottes” (Epheser 3,19). Seid ihr nicht bereit mit Solomon auszurufen, “Aber soll der Herr wirklich so mit den Menschen wohnen? Wie sollen wir denn deine Söhne und Töchter sein, O Herr, Gott du Allmächtiger!”
Wenn ihr Kinder Gottes seid, und wisst was es ist Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn zu haben; wenn ihr im Glauben wandelt und nicht im Schauen, bin ich überzeugt, dass dies vielfach die Sprache eures Herzens ist. Aber schaut nach vorne und seht eine unbegrenzte Aussicht auf ewiges Glück vor euch liegen, O Gläubige! Was ihr bereits erhalten habt sind nur die Erstlingsfrüchte, wie die Weintraube welche sie aus Kanaan gebracht haben; nur eine Anzahlung und Unterpfand für unendlich bessere Dinge die noch kommen: Die Ernte die folgt. Deine Gnade wird jenseits in Herrlichkeit verschlungen. Dein großer Josua, und barmherziger Hohepriester, wird dir einen überreichen Eingang in das verheissene Land erteilen, die Ruhe, welche die Kinder Gottes erwartet: Denn Christus ist den Gläubigen nicht nur zur Weisheit, Gerechtigkeit, und Heiligung gemacht, sondern auch zur Erlösung.
Aber, bevor wir die Erläuterung und Betrachtung dieses Privilegs einschlagen..
ERSTENS, Merke also den großen Fehler derjenigen Schriftsteller und Kleriker die, nichtsdestotrotz von Heiligung und innerer Heiligkeit reden, (wie sie es manchmal durchaus tun, wenngleich, auf eine sehr freie und oberflächlichen Weise), diese jedoch gemeinhin zur Ursache unserer Rechtfertigung machen, wo sie diese doch als die Folge erachten sollten. Durch ihn aber “seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit,” und dann Heiligung. Denn Christi Gerechtigkeit, oder das was Christus an unserer Stelle getan hat ohne uns, ist die alleinige Ursache unserer Annahme vor Gott und aller in uns gewirkter Heiligkeit. Zu dem und nicht auf das innere Licht, oder irgendetwas in uns gewirktes, blickt Gott wohlgefällig auf uns.
Unsere Heiligung ist in diesem Leben, bestenfalls, nicht vollständig. Obwohl wir von der Macht der Sünde befreit sind, sind wir nicht freigemacht von deren Einwohnung. Nicht nur die Herrschaft, sondern auch die Einwohnung der Sünde, ist in Gottes vollkommenem Gesetz verboten: Denn es heisst nicht, du sollst der Begierde nicht nachgeben, sondern, du sollst nicht begehren. Sodass wir solange das Gesetz der Begierde im kleinsten Masse in unseren Herzen vorhanden ist, wenn wir auch sonst so heilig wie nie sind, deswegen nicht auf Gottes Annahme hoffen können. Wir müssen also erstens eine Gerechtigkeit ausserhalb von uns suchen, eben die Gerechtigkeit von unserem Herrn Jesus Christus. Aus diesem Grund erwähnt und setzt es der Apostel vor der Heiligung in den Worten des Textes. Und wer auch immer irgendeine andere Lehre lehrt, predigt nicht die Wahrheit wie sie in Jesus ist.
ZWEITENS, Von daher können auch die Antinomisten und formellen Heuchler widerlegt werden, die äusserlich von Christus reden, aber nichts erfahren haben, von einem innerlich gewirkten Werk der Heiligung in ihnen. Was auch immer sie vorgeben, da Christus nicht in ihnen ist, ist der Herr nicht ihre Gerechtigkeit, und sie haben keine gut begründete Hoffnung der Herrlichkeit. Denn obwohl die Heiligung nicht die Ursache ist, ist sie doch die Folge unserer Annahme bei Gott; “der uns von Gott gemacht worden ist…zur Gerechtigkeit, zur Heiligung.” Wer also wirklich in Christus ist, ist eine neue Schöpfung. Es ist nicht ein zurückgehen zu einem Bund der Werke um in unsere Herzen zu schauen, und wenn wir sehen, dass sie verändert und erneuert sind, daraus eine wohlfühlende und gut begründete Gewissheit der Sicherheit unseres Standes zu bilden.
Nein, sondern das ist es, worauf wir in der Schrift verwiesen werden: ob wir die Früchte hervorbringen, daran sollen wir urteilen ob wir jemals wirklich an Gottes Geist Anteil hatten oder nicht. “Wir wissen (saget Johannes), dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben;” Und wie auch immer wir von Christi Gerechtigkeit reden mögen, und gegen gesetzliche Prediger ausrufen, wenn wir jedoch nicht heilig sind in Herz und Leben, wenn wir nicht in unserem Sinn geheiligt und erneuert werden durch den Geist, sind wir Selbst-Täuscher, sind wir nur formelle Heuchler—denn wir sollen nicht trennen was Gott vereint hat. Wir müssen das Mittel zwischen den zwei Extremen bewahren: Auf der einen Seite nicht so sehr auf Christus ausserhalb bestehen, dass wir Christus in uns ausschliessen, als ein Beweis das wir Sein sind, und als eine Vorbereitung für das zukünftige Glück; noch auf der anderen Seite, so sehr auf innewohnende Gerechtigkeit oder Heiligkeit stützen die in uns gewirkt wurde, dass wir die Gerechtigkeit von Jesus Christus ausserhalb von uns ausschliessen.
Lasst uns jetzt fortfahren, und einen Blick auf ein weiteres Glied werfen, genauer gesagt, das Ende der goldenen Kette der Privilegien von Gläubigen—ERLÖSUNG. Aber wir müssen hoch hinaufblicken; denn das obere Ende, wie Jakobs Leiter, reicht bis zum Himmel, wo alle Gläubigen hinaufsteigen, und zur Rechten Gottes gesetzt werden. “Der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.”
Das ist wahrlich eine goldene Kette! Und das Beste daran ist, dass kein Glied jemals von einem anderen auseinandergebrochen werden kann. Gäbe es kein anderer Text in Gottes Buch, würde dieser einzige allein das Ausharren aller wahren Gläubigen ausreichend beweisen: denn noch nie hat Gott einen Menschen gerechtfertigt, den er nicht geheiligt hat; noch einen geheiligt den er nicht komplett erlöst und verherrlicht hat. Nein, was Gott angeht, ist seine Art, sein Werk, vollkommen; Er hat die Werke die er begonnen hat immer fortgeführt und vollendet. So war es in der ersten, so ist es in der neuen Schöpfung. Wenn Gott sagt, “Es werde Licht,” ist da Licht, Licht das mehr und mehr scheint bis zum vollkommenen Tag, wenn die Gläubigen in ihre ewige Ruhe eingehen wie Gott in die Seine eingegangen ist. Diejenigen, die Gott gerechtfertigt hat, die hat Er tatsächlich verherrlicht: Denn wie eines Menschen Würdigkeit nicht der Grund dafür war, dass Gott im Christi Gerechtigkeit gab, so soll dessen Unwürdigkeit auch kein Grund sein, diese wegzunehmen. Gottes Gnadengaben und Berufung sind unbereubar (Römer 11,29); und ich kann mir nicht denken, dass diejenigen eine klare Auffassung von Christi Gerechtigkeit haben, die das endgültige Ausharren der Gläubigen bestreiten. Ich befürchte sie verstehen Rechtfertigung in diesem niedrigen Sinn, in welchem ich sie vor ein paar Jahren verstanden habe, nach dem sie nicht mehr als die Vergebung der Sünden bedeutet: aber es bedeutet nicht nur die Vergebung vergangener Sünden, sondern auch ein Bundesrecht auf alle guten Dinge die noch kommen. Wenn Gott uns seinen einzigen Sohn gegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken (Römer 8,32)? Daher, sagt der Apostel, nachdem er sagt, “der uns von Gott gemacht worden ist…zur Gerechtigkeit” nicht, vielleicht wird Er uns zur Heiligung und Erlösung gemacht; sondern Er ist uns gemacht: Denn da ist eine ewige, unauflösliche Verbindung zwischen diesen seligen Privilegien. Da ihnen auch der Gehorsam Christi angerechnet wird: Und dagegen einzuwenden zeugt von grosser Ignoranz über den Bund der Gnade und Erlösung.
Unter dem Wort Erlösung, sollen wir nicht nur eine vollständige Befreiung von allem Bösen verstehen, sondern auch ein voller Genuss von allem Guten sowohl in Leib als auch Seele. Ich sage sowohl in Leib als auch Seele, denn der Herr ist auch für den Leib; die Leiber der Heiligen sind schon in diesem Leben Tempel des Heiligen Geistes. Gott macht einen Bund mit dem Staub der Gläubigen; nach dem Tod, wenn sie auch von Würmern zerstört werden, werden sie doch aus ihrem Fleisch Gott schauen. Ich befürchte, wahrlich, dass es in unserer Zeit einige Sadduzäer gibt, oder zumindest Häretiker, die entweder sagen, dass es keine Auferstehung der Leiber gibt, oder, dass die Auferstehung bereits geschehen sei, nämlich in unserer Wiedergeburt. Daher kommt es, dass die Wiederkunft unseres Herrn im Fleisch, am Tag des Gerichts, geleugnet wird.
Demzufolge, müssen wir das Sakrament der des Abendmahls beiseite werfen. Denn wozu sollten wir des Herrn Tod gedenken bis er wieder kommt zum Gericht, wenn er bereits gekommen ist unsere Herzen zu richten, und kein zweites Mal kommen wird? Aber all das sind nur die Gedankengänge von ungelehrten, unbeständigen Menschen, die gewiss nicht wissen was sie sagen, oder was sie beteuern. Dass wir unseren Herrn in der Erneuerung folgen müssen, Teilhaber einer neuen Geburt sein müssen, und dass Christus in unsere Herzen kommen muss, bekennen wir freilich; und wir hoffen, dass wenn wir von diesen Dingen sprechen, nicht mehr sagen als wir wissen und fühlen. Andererseits ist es eindeutig, dass Jesus Christus hernach zum Gericht kommen wird, und, dass er aufgefahren ist in den Himmel mit dem Leib den er hier auf Erden hatte; denn so sagt er, nach seiner Auferstehung, “Rührt mich an und schaut, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe” (Lukas 24,39). Und es ist eindeutig, dass Christi Auferstehung ein Pfand der unseren war: Denn so sagt der Apostel, “Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden” (1. Korinther 15,20). Und wie in Adam alle sterben und der Sterblichkeit unterworfen sind; so werden alle die in Christus sind, dem zweiten Adam, der die Gläubigen vertritt als ihr Bundeshaupt, gewiss lebendig gemacht, oder werden am letzten Tag mit ihren Leibern wieder auferstehen.
Hier sodann, O Gläubige! Ist ein Grad, wenn auch der tiefste, von der Erlösung derer ihr hiernach Teilhaber sein sollt; Ich meine, die Erlösung eurer Leiber, “Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen” (1. Korinther 15,53). Eure Leiber, wie auch eure Seelen, wurden Jesus Christus gegeben von dem Vater: Sie waren Begleiter im wachen, und fasten, und beten. Eure Leiber also, wie auch eure Seelen, wird Jesus Christus am letzten Tag auferwecken. Neigt euch also nicht, O Gläubige, um in das Grab zu schauen; denn für euch ist es nichts anderes als ein geweihtes Wohnheim, wo eure Leiber ruhig schlafen werden bis zum Morgen der Auferstehung—an dem die Stimme des Erzengels erschallt, und die Posaune Gottes den allgemeinen Alarm gibt, “Steht auf, ihr Toten, und kommt zum Gericht.” Erde, Luft, Feuer, Wasser, werden eure verstreuten Atome abgeben, und sowohl in Leib als auch Seele werdet ihr immer mit dem Herrn sein. Ich zweifle nicht daran, dass viele von euch unter verrückten Leibern seufzen, und oft beklagen, dass der sterbliche Leib die unsterbliche Seele niederdrückt— zumindest geht es mir so. Aber lasst uns ein wenig Geduld haben, und wir werden von unseren irdenen Gefängnissen befreit werden; bald, sollen diese Stiftshütten aus Ton aufgelöst werden, und wir werden mit unserem Haus das vom Himmel ist bekleidet werden. Hernach sollen unsere Leiber vergeistigt werden, und sollen so weit davon entfernt sein unsere Seelen zu verhindern durch Schwäche, dass sie stark werden sollen; so stark, um eine über alle Massen gewichtige und ewige Herrlichkeit zu ertragen. Andere wiederum mögen deformierte Leiber haben, ausgezehrt durch Krankheit, und abgenutzt mit Arbeit und Alter; aber warte ein wenige bis deine selige Änderung durch den Tod kommt. Dann werden eure Leiber erneuert und herrlich gemacht werden, Christi herrlichem Leibe gleich, von welchem wir uns eine leise Vorstellung machen mögen aus dem Bericht der uns von der Verklärung unseres Herrn auf dem Berg gegeben ist. Danach heisst es, “sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht” (Matthäus 17,2). Wohl mag also ein Gläubiger in die triumphale Sprache des Apostels ausbrechen, “Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?” (1. Korinther 15,55).
Aber was ist die Erlösung, des Leibes, im Vergleich zur Erlösung des besseren Teils, unserer Seele? Ich muss, deshalb, euch Gläubigen sagen, wie der Engel zu Johannes sagte, “Komm hier herauf,” und lasst uns eine so klare Sicht nehmen wie wir können, aus dieser Entfernung, von der Erlösung die Christus für euch erkauft hat, und in dessen tatsächlichen Besitz er euch bald bringen wird. Jetzt schon seid ihr gerechtfertigt, jetzt schon seid ihr geheiligt, und dadurch befreit von der Schuld und Herrschaft der Sünde. Aber wie ich festgestellt habe, bleibt das Dasein und die Einwohnung der Sünde noch in euch; Gott hält es für angemessen einige Amalekiter im Land zu lassen, um Israel in Aktion zu halten. Der vollkommenste Christ, bin ich überzeugt, muss, gemäß einem unserer Artikel, zustimmen, dass die Verderbtheit der Natur selbst in den wiedergeborenen bleibt; dass “das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch” (Galater 5,17). So können die Gläubigen nicht Dinge mit der Vollkommenheit für Gott tun die sie wünschen. Dies quält ihre gerechten Seelen Tag für Tag, und lässt sie mit dem heiligen Apostel aufschreien, “Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib” (Römer 7,24)! Ich danke Gott, dass unser Herr Jesus Christus dies wird, aber nicht vollständig vor dem Tag unseres Verfalls. Dann wird das Wesen der Sünde selbst zerstört, und ein ewiges Ende gemacht mit der angeborenen, einwohnenden Verderbtheit. Und ist das nicht eine große Erlösung? Ich bin mir sicher Gläubige schätzen sie so: Denn es gibt nichts was das Herz eines Kindes Gottes so sehr betrübt wie die Reste der einwohnenden Sünde.
Wiederum sind Gläubige oft in Schwere durch vielfältige Versuchungen; Gott sieht, dass es notwendig und gut für sie ist, so zu sein. Wenn sie auch sehr begünstigt und in Gemeinschaft mit Gott aufgehen mögen bis zum dritten Himmel, wird doch oft ein Bote Satans geschickt, um sie zu schlagen, auf das sie nicht durch die Fülle der Offenbarungen aufgeblasen wurden. Aber seid nicht müde, seid nicht matt in eurem Geist: Die Zeit eurer völligen Erlösung naht. Im Himmel wird der Böse aufhören, euch zu belästigen, und eure müden Seelen werden eine ewige Ruhe genießen; seine feurigen Pfeile können diese glückseligen Regionen nicht erreichen. Satan wird nie wieder kommen um mit den Söhnen Gottes zu erscheinen, sie zu stören, oder die Söhne Gottes anzuklagen, wenn einst der Herr Jesus Christus die Tür zuschließt. Eure gerechten Seelen sind jetzt betrübt, Tag für Tag, über den gottlosen Wandel der Frevler; Unkraut wächst jetzt zwischen dem Weizen auf; Wölfe kommen im Schafspelz.
Aber die Erlösung, von der im Text die Rede ist, wird unsere Seelen von aller Angst wegen diesen Dingen befreien. Hiernach werdet ihr eine vollkommene Gemeinschaft der Heiligen genießen. Nichts, das gottlos oder unheilig ist, wird in das Allerheiligste hineinkommen, das für euch oben vorbereitet wird. Von diesem und allem Übel welcher Art auch immer, werdet ihr befreit werden, wenn eure Erlösung hiernach im Himmel vollendet wird. Nicht nur das, sondern ihr werdet in den vollen Genuss alles Guten kommen. Es ist wahr, nicht alle Heiligen werden das gleiche Maß an Glück haben, aber alle werden so glücklich sein, wie es sich ihr Herz wünschen kann. Gläubige, ihr werdet das Böse verurteilen und vertraut Wandeln mit guten Engeln; Ihr werdet euch setzen mit Abraham, Isaak, Jakob und allen Geistern gerechter Menschen, die vollkommen gemacht wurden. Und um all euer Glück in einem Wort zusammenzufassen, werdet ihr Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, sehen; und indem ihr Gott seht, ihm mehr und mehr gleich werden und von Herrlichkeit zur Herrlichkeit gehen, bis in alle Ewigkeit.
Aber ich muss aufhören: Die Herrlichkeiten der oberen Welt drängen sich so schnell in meine Seele, dass ich mich in der Kontemplation über sie verliere. Brüder, die Erlösung von der ich Rede, ist unaussprechlich; wir können sie hier nicht erfassen. Augen haben nicht gesehen, noch Ohren gehört, noch ist es in die Herzen der heiligsten Menschen, die leben, gekommen, zu erkennen wie groß sie ist (1. Korinther 2,9). Würde ich euch ganze Zeitalter lang mit Schilderungen davon unterhalten, wenn ihr zum Himmel kommt, müsst ihr mit der Königin von Saba sagen: "Siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt worden [nein, nicht der tausendste Teil!]" (1. Könige 10,7). Alles, was wir hier tun können, ist, auf den Berg Pisga zu gehen und durch das Auge des Glaubens einen entfernten Blick auf das verheißene Land zu werfen. Wir können es sehen, wie Abraham Christus gesehen hat, fernab, und uns darüber freuen; aber hier erkennen wir nur Stückweise. Gesegnet sei Gott, es kommt eine Zeit, da wir Gott erkennen werden, so wie wir erkannt sind, und Gott alles in allem ist. "Herr Jesus, erfülle die Zahl deiner Erwählten! Herr Jesus, eile dein Königreich herbei!"
Und nun, wo sind die Spötter dieser letzten Tage, die das Leben der Christen für Wahnsinn halten, und ihr Ende für ehrenlos? Unglückliche Menschen! Ihr wisst nicht, was ihr tut. Wären eure Augen geöffnet, und hättet ihr die Sinne, geistige Dinge zu beurteilen, würdet ihr nicht allerlei Böses gegen die Kinder Gottes reden, sondern ihr würdet sie als die Edlen der Erde schätzen und ihr Glück beneiden. Eure Seelen würden danach hungern und dürsten; auch ihr würdet zu Narren werden um Christi willen. Ihr rühmt euch der Weisheit, so auch die Philosophen von Korinth; aber eure Weisheit ist die Torheit der Torheit vor Gott.
Was wird euch eure Weisheit nützen, wenn sie euch nicht weise zur Rettung macht? Könnt ihr, mit all eurer Weisheit, einen stimmigeren Plan vorschlagen, um eure Hoffnungen auf Errettung darauf zu bauen, als das was euch jetzt vorgelegt wurde? Könnt ihr mit all der Kraft der natürlichen Vernunft einen besseren Weg zur Annahme bei Gott finden als durch die Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus? Ist es recht zu denken, dass sie eure eigenen Werke in irgendeiner Weise verdienen oder beschaffen können?
Wenn nicht, warum wollt ihr nicht an ihn glauben? Warum wollt ihr euch nicht seiner Gerechtigkeit unterwerfen? Könnt ihr leugnen, dass ihr gefallene Geschöpfe seid? Stellt ihr nicht fest, dass ihr voller Krankheiten seid und dass diese Krankheiten euch unglücklich machen? Stellt ihr nicht fest, dass ihr eure eigenen Herzen nicht ändern könnt? Habt ihr euch nicht viele und viele Male entschlossen, und haben eure Verderbnisse nicht doch die Herrschaft über euch? Seid ihr nicht gebundene Sklaven eurer Begierde, und vom Teufel gefangen geführt nach seinem Willen?
Warum wollt ihr dann nicht zur Heiligung zu Christus kommen? Wünscht ihr euch nicht den Tod der Rechtschaffenen zu sterben, und dass euer zukünftiger Zustand wie der ihre sein möge? Ich bin überzeugt, dass ihr den Gedanken nicht ertragen könnt, vernichtet zu werden, geschweige denn, für immer elend zu sein. Was auch immer ihr vortäuschen mögt, wenn ihr die Wahrheit sagt, müsst ihr zugeben, dass das Gewissen in euren nüchterneren Momenten über euch hereinbricht, ob ihr es wollt oder nicht, und euch sogar zwingt, zu glauben, dass die Hölle kein gemaltes Feuer ist. Und warum wollt ihr dann nicht zu Christus kommen? Er allein kann euch ewige Erlösung beschaffen.
Eile, eile hinweg zu Ihm, armer, verführter Sünder. Es fehlt euch an Weisheit; erbittet sie von Christus. Wer weiß, ob Er sie euch geben mag? Er kann es: denn Er ist die Weisheit des Vaters; Er ist diese Weisheit, die von Ewigkeit her war. Ihr habt keine Gerechtigkeit; also, fort zu Christus: Er ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. Ihr seid sündhaft; flieht zum Herrn Jesus: Er ist voller Gnade und Wahrheit; und von seiner Fülle können alle empfangen, die an ihn glauben. Ihr seid, als hättet ihr Angst zu sterben; lasst es euch zu Christus treiben: Er hat die Schlüssel des Todes und der Hölle. In Ihm ist reichlich Erlösung; Er allein kann das Tor öffnen, das zum ewigen Leben führt.
Der getäuschte Denker rühme sich also nicht länger seiner angeblichen Vernunft. Was auch immer ihr denken mögt, es ist die unvernünftigste Sache der Welt, nicht an Jesus Christus zu glauben, den Gott gesandt hat. Warum, warum wollt ihr sterben? Warum wollt ihr nicht zu ihm kommen, damit ihr das Leben habt? Oh! Jeder den dürstet, der komme zum Wasser des Lebens und trinke umsonst: Kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis (Jesaja 55,1). Wären diese seligen Vorrechte im Text mit Geld zu kaufen, könntet ihr sagen, wir sind arm und können nicht kaufen. Oder würden sie nur Sündern eines solchen Ranges oder Grades verliehen werden, dann könntet ihr sagen, wie können solche Sünder wie wir erwarten, so sehr begünstigt zu werden? Aber sie sollen von Gott umsonst den schlimmsten Sündern gegeben werden. Uns, sagt der Apostel; mir einem Verfolger, euch Korinthern, die ihr Unreine, Trunkenbolde, habgierige Menschen, Götzendiener wart.
So möge also jeder arme Sünder sagen: Warum nicht mir? Hat Christus denn nur einen Segen? Was wenn er bereits Millionen gesegnet hat, indem er sie von ihren Ungerechtigkeiten abwandte. Und dasselbe noch weiterführt: Er lebt für immer, um Fürbitte zu leisten, und euch somit zu segnen, ja selbst euch. Obwohl ihr, wie Esau, profan wart und bisher das Geburtsrecht eures himmlischen Vaters verachtet habt; selbst jetzt, wenn ihr glaubt, wird Christus euch von Gott gemacht werden, "zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung".
Aber ich muss mich wieder an die Gläubigen wenden, zu deren Anweisung, wie zuvor bemerkt, dieser Diskurs besonders bestimmt war. Ihr seht, Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, welch große Segnungen für euch in eurem Haupt Jesus Christus aufbewahrt werden, und worauf ihr Anspruch habt, wenn ihr an seinen Namen glaubt. Darum achtet darauf, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid. Denkt oft darüber nach, wie sehr ihr begünstigt wurdet; und denkt daran, ihr habt nicht Christus erwählt, sondern Christus hat euch erwählt.
Zieht an (als Auserwählte Gottes) den Geist der Demut und der Herrlichkeit, aber lasst es nur im Herrn sein; denn ihr habt nichts, dass ihr nicht von Gott empfangen habt. Von Natur aus wart ihr so töricht, sündhaft und verdammenswert wie andere. Seid also mitleidig, seid zuvorkommend; und da die Heiligung ein fortlaufendes Werk ist, hütet euch davor, zu denken, dass ihr es bereits erlangt habt. Der Heilige heilige sich weiter; im Wissen, dass derjenige, der das reinste Herz hat, hernach die klarste Sicht Gottes genießen wird. Lasst die innewohnende Sünde eure tägliche Last sein; und bedauert und beklagt nicht nur, sondern seht auch, dass ihr sie täglich durch die Kraft der göttlichen Gnade bezwingt. Blickt auf zu Jesus, der immerwährend der Vollender als auch der Autor eures Glaubens sein wird.
Baut nicht auf eure eigene Treue, sondern auf Gottes Unveränderlichkeit. Hütet euch davor zu denken, dass ihr durch die Kraft eures eigenen freien Willens steht. Die ewige Liebe Gottes des Vaters muss eure einzige Hoffnung und euer einziger Trost sein: Dies soll euch in allen Anfechtungen tragen. Denke daran, dass Gottes Gaben und Berufungen ohne Reue sind; dass Christus, der dich einst geliebt hat, dich bis zum Ende lieben wird. Das soll dich zum Gehorsam zwingen, und nicht nur deine Weisheit, und deine Gerechtigkeit und deine Heiligung sein, sondern auch deine vollkommene und ewige Erlösung.
"Ehre sei Gott in der Höhe!"
George Whitefield, von vielen fast vergessen, war vielleicht die bekannteste religiöse Figur des achtzehnten Jahrhunderts. Die Zeitungen nannten ihn das "Wunder der Zeit" [Marvel of the age]. Whitefield war ein Prediger, der in der Lage war, die Aufmerksamkeit von Tausenden durch die schiere Kraft seiner Predigten zu erregen. Es wird geschätzt, dass er in seinem Leben mindestens 18.000 Mal vor bis zu 10 Millionen Zuhörern gepredigt hat.
1739 machte sich Whitefield auf zu einer Predigttour durch die amerikanischen Kolonien. Whitefield wählte Philadelphia - die weltoffenste Stadt der Neuen Welt - als seinen ersten amerikanischen Halt. Aber selbst die größten Kirchen konnten die 8.000, die kamen um ihn zu sehen, nicht halten, also brachte er sie nach draußen. Jeder Halt entlang Whitefield's Reise war von einem Rekordpublikum geprägt, das oft die Bevölkerung der Städte, in denen er predigte, überstieg. Whitefield war oft überrascht, wie Menschenmassen "so weit umher verstreut, bei so kurzfristiger Ankündigung versammelt werden können". Die Menge war etwas rüpelhaft und wurde als "drängend, stoßend und einander übertrampelnd" beschrieben "um von den ‘göttlichen Dingen’ des Berühmten Whitefield zu hören". Wenn er erst einmal anfing zu predigen, waren die unbändigen Menschenmengen schnell verzaubert. "Sogar in London", bemerkte Whitefield, "habe ich noch nie eine so tiefe Stille beobachtet."