Ein Cartoon, welches ein streitendes Ehepaar zeigt, hat folgenden Text: "Wenn du schon das letzte Wort haben musst, dann sage doch: Du hast recht!"
Die einen werden schmunzeln, anderen werden beim Lesen schmerzhafte Erinnerungen an Konflikte in der Ehe wach. Und doch: Die Aussage des Cartoons zeigt ein zutiefst menschlicher Reflex von Rechtfertigung, Beschuldigung oder Verteidigung.
Ein Verhalten, das wir aus eigenem Erleben gut kennen. Schon Adam wollte gut dastehen und sich nicht schämen. Darum wies Adam Gott darauf hin, dass seine Frau an der ganzen Geschichte mit der Frucht schuldig ist. Er könne ja nichts dafür, dass Gott ihm eine solche Frau zur Seite gestellt habe. Kinder machen es meist direkter: "Das ist gemein. Die anderen haben angefangen!". Wir Erwachsenen argumentieren nicht so offensichtlich: Wir zählen auf, was wir alles schon für die Ehe und die Kinder investiert haben, um dem Ehepartner aufzuzeigen, wie undankbar er ist. Das beim Ehepartner erzeugte schlechte Gewissen rechtfertigt unsere innere Haltung: "Ich bin schon recht, nur die Umwelt schlecht!"
Die Forschung hat in jahrelangen Untersuchungen festgestellt, dass das Verteidigen und sich Rechtfertigen die Beziehungen zerstört. Einer der häufigsten Beziehungskiller ist die Rechtfertigung. Ein besseres Wort für dieses Verhalten müsste jedoch Selbstrechtfertigung lauten. Keine Blösse zu zeigen, scheint ein zwanghaftes Bestreben des Menschen zu sein.
Welche Werte leben und vertreten wir in solchen Situationen in unserer Ehe? Welche Werte vermitteln wir unseren Kindern? Es scheinen vor allem zwei Werte zu sein, welche bei einer selbstgerechten Haltung unser Leben bestimmen:
Der Christliche Glaube vertritt jedoch genau die entgegengesetzten Werte. Denn die Liebe achtet den andern höher als sich selber. Dem Ehepartner zuhören und sein Anliegen ernst nehmen steht meinem inneren Zwang keine Blösse zu zeigen, diametral gegenüber.
Versöhnung ist das Ziel jeder zerbrochen Beziehung. Dies kann nur durch das Eingeständnis der eigenen Fehler gestehen. Der Liedermachen Peter Reber beschreibt in seinem Lied "Ein Vogel ohne Flügel“ das Glück der Versöhnung: "Mit dir isch es so schön striite, will du so schön chasch vergäh, dä wieder gueti Ziite, wo di cha i d’Arme näh!"
Eltern hört man oft zu ihren kleinen Kindern sagen: "Wie lautet das Zauberwörtchen?“ Die Eltern meinen damit die Worte "Bitte“ oder "Danke“. "Du hast recht!“ ist das Zauberwort für die Erwachsenen. Dieses Wort stellt die Selbstrechtfertigung als das hin, was sie ist: Ein selbstgerechter Beziehungskiller, der ohne die Erlösung in Christus auskommt. Könnte es aber sein, dass Glaube und Versöhnung, so unmodern diese Worte in unseren Ohren klingen mögen, doch der Ausweg aus festgefahrenen Situationen sind? Könnte es sein, dass das Eingestehen der eigenen Schuld der Ausweg aus dem zerstörerischen und sündhaften Zwang der Selbstrechtfertigung ist?
Die Antwort ist ein von Herzen kommendes "Ja“! Die Erfahrung und die wissenschaftliche Forschung bestätigen es. Genauer gesagt, Erfahrung und Wissenschaft bestätigen nur, was uns schon lange in der Bibel gesagt wurde.
"Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe." Matthäus 5,23-24
Die Anweisung aus der Bergpredigt ist Grundlage und Kitt jeder Beziehung.